50 Jahre Rommel-Klinik: Symposium anlässlich Jubiläums

Über 120 Zuhörerinnen und Zuhörer, vorwiegend Ärzt:innen und  Physiotherapeut:innen, kamen in die Trinkhalle in Bad Wildbad. Anlass war ein Symposium der Rommel-Klinik zum Gründungsjubiläum im Februar 1972.

Dem Grußwort von Bürgermeister Marco Gauger, der die Stellung der Klinik innerhalb der Kurstadt Bad Wildbad hervorhob und dem in privater Trägerschaft befindlichen Haus seine Unterstützung zusagte, folgten zahlreiche Vorträge:

Zunächst wurden durch die Chefärzte Dr. Jäger und PD Dr. Rommel wie der leitenden Physiotherapeutin S. Toerkott die Entwicklungen innerhalb der Klinik aus der Perspektive der Orthopädie, Neurologie und Physiotherapie aufgezeigt.  Die aus der langen Zeitspanne begründeten Veränderungen der medizinischen Schwerpunkte und Therapieformen hin zu einer modernen multimodalen stationären Schmerztherapie wurden dabei beleuchtet. Herausgearbeitet wurde insbesondere die Verzahnung ärztlicher Disziplinen mit der Psychologie wie der auf Schmerzerkrankungen spezialisierten Krankengymnastik und Pflege.

Alte Verknüpfungen: Gauthier und Rommel

Sehr eindrücklich geriet der geschichtliche Rückblick über den Klinikgründer Dr. Werner Rommel und seine Familie, der den persönlichen Werdegang der Eigentümer mit den Entwicklungen des Krankenhauses verknüpfte. Viele der älteren Zuhörer:innen erinnern sich an Dr. Rommel und seine Frau Susanne, Tochter des Gründers der Gauthierwerke.

Schmerz und Psyche und Natur

Dargestellt wurden weitere Schwerpunkte des interdisziplinär schmerztherapeutisch ausgerichteten Krankenhauses, in dem die psychologische Mitbehandlung der Schmerzpatient:innen einen elementaren Stellenwert eingenommen hat. Art der psychischen Erkrankungen, deren Einfluss auf den Schmerz, ihre Diagnostik wie Therapie wurden von der auf Schmerz spezialisierten psychologischen Psychotherapeutin Frau J. Fütterer kompakt und äußerst verständlich erläutert.

Dass auch die Naturheilkunde ein wesentliches Standbein der Schmerztherapie geworden ist, hat Frau Dr. Maercklin, Expertin für dieses Fach, in ihrem Vortrag untermauert. Hier wurde u.a. der Einsatz von Blutegeln bei wissenschaftlich gutem Wirknachweis anhand zahlreicher Beispiele aufgezeigt.

Doktorarbeit in der Rommel-Klinik

Als Promotionsarbeit hat Frau Dr. Rieckert Behandlungsalgorithmen der Klinik untersucht und ausgesprochen ermutigende Ergebnisse der strukturierten Behandlung von Bandscheibenvorfällen mit nervenschmerzwirksamen Mitteln in Kombination mit spezifischer Krankengymnastik und Injektionen unter Röntgenkontrolle aufgezeigt. Die Arbeit steht aktuell zur Veröffentlichung in einer renommierten medizinischen Zeitschrift an

Hilft richtige Ernährung gegen chronische Schmerzen?

Die Beeinflussung chronischer Schmerzen über das Essverhalten ist mittlerweile sehr gut untersucht: Wie stark naturheilkundliche Behandlungen insbesondere unter ernährungsmedizinischen Aspekten in die Schmerztherapie integriert werden müssen, führte der renommierte und als Bestsellerautor bekannte Chefarzt an der Charité Berlin, Professor Andreas Michalsen, unter streng wissenschaftlichen Gesichtspunkten aus. Der Rückgang entzündlich bedingter Schmerzen und die Bewegungsverbesserung über entsprechendes Essverhalten lässt sich klar belegen.

Operation oder doch lieber nicht?

Die Entscheidung für oder gegen Operationen an der Wirbelsäule gehört zu den häufigen Fragestellungen an die neuroorthopädischen Schmerztherapeut:innen in der Rommel-Klinik. Hilfestellung dazu kam von der stellvertretenden Leiterin der Wirbelsäulenchirurgie in Basel, Frau PD Dr. C. Netzer, die die Kriterien für oder gegen Wirbelkanaleingriffe anhand von Beispielen erläuterte und neben alternativen Maßnahmen wie Injektionen, Krankengymnastik, Hilfsmitteln und Medikamenten auch die verschiedenen Operationsmöglichkeiten einschließlich computergestützter Eingriffe bildlich darstellte.

Opiate oder doch Cannabis? Oder besser keines?

Großes Interesse fand der Vortrag des ehemaligen Leiters der Schmerzmedizin der Ruhruniversität Bochum, Professor Dr. C. Maier, der die medikamentöse Behandlung mit Opiaten und den Einsatz der aktuell so intensiv beworbenen und diskutierten Cannabispräparate ausgesprochen kritisch beleuchtet hat. Aus seiner Sicht ist ein wirklicher Effekt nicht nachgewiesen und die Risken der Einnahme schwer zu kalkulieren.

Die neurologische Perspektive

Welche Auswirkungen Schmerzen auf die zentralen Hirnstrukturen wie auch peripheren Nerven haben kann, wurde in äußerst spannender Weise von Chefarzt Professor Dr. C. Maihöfner (Fürth) und Professor Dr. Frank Birklein, Leiter der Neurologie der Universitätsklinik Mainz, dargelegt und Therapiemöglichkeiten von der Krankengymnastik über Medikamente bis zu Operationen und Nervenstimulierungen vorgestellt.

 

So wurde bei dieser Veranstaltung das schmerztherapeutische Spektrum der Klinik in seiner Vielfalt ausgeleuchtet.

Nicht die Tatsache, dass aus Anlass des Jubiläums auch gut für das leibliche Wohl gesorgt war, sondern die Qualität der Vorträge und ihre Vielfalt haben die Zuhörer:innen bis zum Ende begeistert und ihnen Anregungen für die eigene Arbeit mit auf den Weg gegeben, so das einheitliche Resümee der Besucher:innen.